Geschichte

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Von der Gründung bis zum Dreißigjährigen Krieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flöha entstand als einreihiges Waldhufendorf in den Jahrzehnten nach der Mitte des 12. Jahrhunderts. Die urkundliche Ersterwähnung erfolgte im Jahre 1399, als ein „Johannes pharer zcu der Flaw“ in einer Chemnitzer Urkunde genannt wurde. Dies ist zugleich die erste indirekte Erwähnung der Dorfkirche von Flöha, die unmittelbar mit der Gründung des Ortes – vermutlich als Georgskirche – angelegt wurde. Die oft angenommene Ersterwähnung Flöhas in der Meißner Bistumsmatrikel beruht auf einer Irrung, da die älteste erhaltene Fassung dieser Matrikel aus dem Jahre 1495 (und nicht aus dem Jahre 1346) stammt. Ältestes sicher datierbares Bauwerk Flöhas ist der spätgotische Chor der „Georgenkirche“ aus der Zeit um 1500/1510. Möglicherweise hat sich jedoch im Kirchenschiff Bausubstanz aus der Romanik (2. Hälfte 12. oder 1. Hälfte 13. Jahrhundert) erhalten. Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche – abgesehen von dem spätmittelalterlichen polygonalen Chor – durch einen Barockumbau in der Mitte des 18. Jahrhunderts und durch eine historistische Erneuerung im Jahre 1880.

Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des 19. Jahrhunderts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Dreißigjährigen Krieg und den damit einhergehenden Morden, Bränden, der Hungersnot sowie der darauffolgenden Pest reduzierte sich die Einwohnerzahl ab 1632 in einem Jahr um ein Viertel. Zahlreiche Bauerngüter fielen der Zerstörung preis. Auch mit dem Siebenjährigen Krieg gingen weitere Nöte einher. Zahlreiche wiederkehrende Überschwemmungen ließen die Siedlungsgebiete der vier Dörfer nicht zusammenwachsen, allerdings entwickelte sich die Flößerei auf beiden Flüssen zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig.

Blick vom Fluss Flöha auf die Stadt

Bis in das eingehende 19. Jahrhundert bewahrte Flöha den ländlichen Charakter seiner Siedlungen, die Gebiete waren auf die Landwirtschaft ausgerichtet. Mit der Gründung der ersten Baumwollspinnerei 1809 wurde Flöha zu einem Industriestandort, was den Beginn für die kommenden Jahrzehnte prägende Industrialisierung des Ortes darstellte. 1817 erfolgte die Gründung der zweiten Spinnerei in Flöha, Gückelsberg zog 1830 mit seiner ersten Spinnerei nach. Im ganzen Umfeld von Chemnitz beeinflusste die Industrialisierung den Charakter der Gemeinden. Durch die angesehene Baumwollspinnerei Clauß wurde Flöha zu einer aufstrebenden Industriegemeinde.

Baumwollspinnerei

Ein weiterer Schritt dieser Entwicklung war die Anbindung Flöhas an das sächsische Eisenbahnnetz mit der Verbindung zwischen Chemnitz und Annaberg im Jahr 1866, der drei Jahre später errichteten Strecke nach Freiberg und Dresden sowie der Bau der in Flöha abzweigenden Nebenbahn nach Reitzenhain. Das beschleunigte die weitere Ansiedlung bedeutender Fabriken wie die der Buntpapierfabrik und Tüllfabrik „KG Carl Siems & Co.“ in Plaue, des Dampfkesselbaus und einer Holzschleiferei in Flöha. Der Ort Plaue wurde 1874 zum Sitz der Amtshauptmannschaft Flöha erhoben, was den Bedeutungszuwachs der vergangenen Jahrzehnte deutlich wiedergab. Diese Entscheidung führte zum vermehrten Ansiedeln von Ämtern wie die Allgemeine Ortskrankenkasse im Jahr 1884 und der Gemeindesparkasse 1895.

Flöha im 20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gückelsberg traf 1920 die Entscheidung, sich mit Flöha zusammenzuschließen. 1930 wurden in der Stadt ein Hauptpostamt und eine Fach- und Handelsschule eröffnet. Erst am 8. November 1933 wurde man mit der Erhebung zur Stadt auch auf formaler Ebene der Bedeutung gerecht, die Flöha durch die Industrie erlangt hat. Die von Arbeitersportlern errichtete Turnhalle in Plaue (Flöha-Süd) wurde von März bis Juli 1933 von SA und SS als „Schutzhaftlager“ missbraucht. Zeitweise waren dort 200 Gegner der NS-Diktatur inhaftiert, welche schwersten Misshandlungen ausgesetzt waren. Nach der Auflösung des Lagers kam ein Teil der Häftlinge in das KZ Sachsenburg. An der Vorderseite der Turnhalle erinnert ein Relief mit Szenen aus dem Lageralltag an die Verbrechen. 1934 folgte ein neuer Bahnhof, weitere Wohngebiete entstanden in der Folgezeit.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde von März 1944 bis April 1945 ein Außenlager des KZ Flossenbürg im heutigen Werk Flöha der Oberlungwitzer Textilwerke GmbH betrieben. Die seinerzeit dort ansässige Tarnfirma Fortuna G.m.b.H., bei der 600 Häftlinge unter extremen Lebensbedingungen Flugzeugteile herstellen mussten, gehörte zum Erla Maschinenwerk in Leipzig.[1]

Nachdem der Zweite Weltkrieg keine direkten Einwirkungen auf Flöha nahm, wurde 1945 die Stadt durch die Sowjetische Armee besetzt. 1952 wurde Flöha Kreisstadt des Kreises Flöha. Am 1. Januar 1962 schloss sich Plaue mit Flöha zusammen, auch weil auch die Siedlungsgebiete verwachsen waren und die wirtschaftliche Verbindung bereits seit Längerem gegeben war. Der Industriestandort und Kreisstadt Flöha war zu Zeiten der DDR weiterhin produktiv, es entstanden neue Wohngebiete, eine katholische Kirche, neue Kinderbetreuungs- und Schuleinrichtungen.

Am Standort der heutigen Gaststätte „Finkenmühle“ wurde im Jahr 1722 die „königliche Schloßmühle zu Altenhayn“ als Getreidemühle erbaut. 1822 wird sie beim Rentamt Sachsenburg erstmals unter dem Namen Finkenmühle erwähnt, offenbar aufgrund der flussabwärts neben der Mühle gelegenen Finkenwiese. Ab 1879 ist der Chemnitzer Fabrikant Heinrich Friedrich Schnicke Besitzer der Mühle, errichtet ein Turbinenhaus und vergrößert die Mühle zu einer Fabrikholzschleiferei. 1938 wurde die Mühle vom Chemnitzer Kaufmann Erwin Oscar Melchior gekauft, der gemeinsam mit Herbert Plitz die Firma „Plitz Akkumulatoren Flöha“ gründete und in der Finkenmühle Auto- und Motorradbatterien produzierte. 1972 wurde der VEB Vorrichtungsbau Hohenstein-Ernstthal infolge Zwangsenteignung neuer Besitzer. 1986 wurden die alten Gebäude teilweise abgerissen und ein Betriebsschulungsheim mit öffentlicher Gaststätte errichtet.

Mit der politischen Wende und der Wiedervereinigung Deutschlands brach die Industrie in der Stadt zusammen, eine hohe Zahl von Entlassungen im Bereich des industriellen Sektors war die Folge, was auch die verstärkte Abwanderung in die westlichen Bundesländer auslöste. 1994 verlor die Stadt mit der Zusammenlegung der Kreise Flöha, Freiberg und Brand-Erbisdorf ihren Status als Kreisstadt und wurde so zur Großen Kreisstadt. Flöha war die drittgrößte Stadt im bis 2008 bestehenden Landkreis Freiberg.

Logo anlässlich der 600-Jahrfeier

Im Jahre 1999 feierte Flöha sein 600-jähriges Bestehen in Form eines großen Vereinsfestes, inklusive eines Festumzugs und einer dreitägigen Festveranstaltung am Festgelände zwischen Auenstadion und Gymnasium.

Flöha im 21. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 29. (Falkenau) und 30. Juni 2011 (Flöha) beschlossen die Gemeinde- und Stadträte von Falkenau und Flöha eine freiwillige Fusion, die zum 1. Oktober 2011 vollzogen wurde.[2] Die Verwaltungsgemeinschaft Flöha wurde aufgelöst.

Herkunft des Namens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort wurde nach dem Fluss benannt, für die Herkunft und die ursprüngliche Bedeutung des Namens gibt es unterschiedliche sprachwissenschaftliche Erklärungen[3]
Der Linguist Ernst Eichler und der Namenskundler Hans Walther sehen die Herkunft des Namens am ehesten im germanischen Wort flouwan, flewan, das mittelhochdeutsch vlöuwen und im Altsorbischen plav(iti) lautete und schwemmen, spülen, flößen bedeutete. So sei der Fluß Flöha als der zu verstehen, auf dem geflößt oder geschwemmt worden sei, altsorbisch Plava, alt- oder mittelhochdeutsch Flawa.[4]

Historische Ortsnamensformen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Urkunden finden sich für den Ort folgende Schreibweisen[5]

  • 1399: zcu der Flaw
  • 1445: Fleye
  • 1449: Floye
  • 1495: Flew
  • 1539/40: die Flöhe
  • 1728: Flöha

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die „Elfgeschosser“, die höchsten Gebäude der Stadt

Folgende Einwohnerzahlen beziehen sich auf den 31. Dezember des voranstehenden Jahres mit Gebietsstand August 2008:

1980 bis 1989

  • 1982: 12.022
  • 1983: 12.682
  • 1984: 12.829
  • 1985: 12.789
  • 1986: 12.858
  • 1987: 12.792
  • 1988: 13.301
  • 1989: 13.241

1990 bis 1999

  • 1990: 12.950
  • 1991: 12.575
  • 1992: 12.419
  • 1993: 12.421
  • 1994: 12.280
  • 1995: 12.185
  • 1996: 12.173
  • 1997: 12.309
  • 1998: 12.250
  • 1999: 12.151

2000 bis 2009

  • 2000: 11.974
  • 2001: 11.662
  • 2002: 11.561
  • 2003: 11.351
  • 2004: 11.084
  • 2005: 10.780
  • 2006: 10.492
  • 2007: 10.320
  • 2008: 10.124
  • 2009: 9.974

2010 bis 2019

  • 2010: 9.753
  • 6/2011: 9623
  • 12/2011: 11.432
  • 2012: 11.301
  • 2013: 11.128
Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Stand: 30. September 2013[6]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zwangsarbeitereinsatz bei der Fortuna GmbH in Flöha
  2. (Freie Presse)
  3. Ernst Eichler, Hans Walther (Hrsg.): Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, Berlin 2001, ISBN 3-05-003728-8, Band I, Seite 263
  4. Ernst Eichler und Hans Walther: Sachsen. Alle Städtenamen und deren Geschichte, Faber und Faber Verlag, Leipzig 2007, ISBN 978-3-86730-038-4, S.59f.
  5. Karlheinz Blaschke (Hrsg): Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen, Neuausgabe, Leipzig 2006, ISBN 3-937209-15-8, Seite 221
  6. [1]
  7. Das Sachsenbuch, Kommunal-Verlag Sachsen KG, Dresden, 1943